Notfallversorgung: Fördergesellschaft stellt sich neu auf, um Bürgerspital zu unterstützen und Spenden von Bürgern, Firmen und Gemeinden zu sammeln – Thoma Vorsitzender
Wenn ein Oberbürgermeister abends persönlich zum Kopierer schreitet, um Blanko-Mitgliedsformulare zu kopieren, dann muss es wichtig sein. So geschehen am Donnerstagabend, als der Wertheimer Krankenhausförderverein vom großen Interesse potenzieller Neumitglieder selbst überrascht wurde. Denn der Verein soll bei der Finanzierung der Notfallversorgung eine tragende Rolle spielen.
Das zeigte auch der voll besetzte Sitzungssaal des Wertheimer Rathauses: Wohl selten dürfte eine Hauptversammlung des Vereins so gut besucht gewesen sein, darunter viele „hochkarätige Besucher“, wie der scheidende Schatzmeister Walter Scheurich bemerkte. Gekommen waren etwa Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez, Kreuzwertheims Bürgermeister Klaus Thoma, Freudenbergs Bürgermeister Roger Henning sowie Ehrenbürger und Alt-OB Stefan Gläser, dazu etliche Gemeinderäte, Ärzte sowie Vertreter des Bürgerspitals.
Wichtige Entscheidungen
Doch an diesem Abend sollten wichtige Entscheidungen fallen, um den Verein durch eine Satzungsänderung zu einer Säule zur Finanzierung der Notfallversorgung in Wertheim zu machen – und einen neuen Vorstand zu wählen, der diese große Aufgabe künftig in die Hand nimmt.
Viel Applaus gab es zunächst, als die scheidende Vorsitzende Fürstin Elisabeth zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg Gerhard Schüder als Ärztlichen Direktor des Bürgerspitals begrüßte und den Dank des Vereins für das wiederaufgebaute Krankenhaus nach „bangen und ungewissen Zeiten“ aussprach. Trotz des noch eingeschränkten Betriebs wegen der weiter nicht vollends geklärten Finanzierung sei sie „zuversichtlich und überzeugt, dass die Notaufnahme künftig Tag und Nacht bereit ist für Notfälle aller Art“. Zur wohnortnahen Versorgung gebe es keine Alternativen, betonte sie.
Künftig werde man als Verein nicht mehr einzelne Geräte anschaffen oder einzelne Abteilungen im Krankenhaus unterstützen, sondern die Mittel komplett für die Notfallversorgung bereitstellen: „Unser Restguthaben wird an die Stadt Wertheim weitergeleitet – zur Verwendung ausschließlich für die Notfallversorgung.“ Außerdem rief sie zu weiteren Spenden auf: Selbst kleine und kleinste Beträge würden helfen, „dem Haus der Gesundheit eine solide Zukunft zu sichern“.
Neuausrichtung und Namensänderung
Damit dies rechtssicher möglich ist, hatten im Vorfeld Steuerberater Jochen Wältz und Schriftführerin Gaby Rüppel – ebenfalls Steuerberaterin – die Satzung überarbeitet, stets eng abgestimmt mit Stadt und Finanzamt. Es gibt keine Neugründung, sondern eine Umbenennung, weil es die Rotkreuzklinik als begünstigte Körperschaft nicht mehr gibt, erklärte Wältz. Der Verein bleibe gemeinnützig und rechtlich selbstständig.
Die wichtigste Änderung beinhaltet den Vereinszweck, nämlich die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens. „Wir sind Mittelbeschaffungskörperschaft, generieren Spendeneinnahmen, um die Bürgerspital Wertheim gGmbH zu unterstützen“, so Wältz. Dabei gehe es um die Notfallversorgung. Als Empfänger ist neben dem Bürgerspital auch die Stadt Wertheim genannt, weil sie unmittelbar gemeinnützig tätig werde. Der Mindestbeitrag für Einzelpersonen liegt bei 25 Euro im Jahr, nach oben offen.
Die neue Satzung wurde ohne Diskussion und einstimmig angenommen. Damit heißt der Verein nun „Förderverein Bürgerspital“ statt wie bisher „Gesellschaft der Förderer und Freunde der Rotkreuzklinik“.
Neuer Vorstand gewählt
Oberbürgermeister Herrera Torrez dankte dem alten Vorstand und gab einen Rückblick zur Entwicklung seit Beginn des Schutzschirmverfahrens im September 2023. Im Hinblick auf noch fehlende finanzielle Zusagen sagte er: „Zu schön, wenn wir jetzt sagen könnten: Damit ist alles erledigt.“
Die vom Verein in der Vergangenheit bereitgestellten 300.000 Euro seien eine respektable Summe. „Aber wir werden künftig deutlich mehr brauchen“, so Herrera Torrez. Er zeigte sich optimistisch, dass auch eine Beteiligung bayerischer Kommunen bald möglich sei, ebenso wie eine Entscheidung des Main-Tauber-Kreises.
Einstimmig an die Spitze gewählt wurde Klaus Thoma, Bürgermeister von Kreuzwertheim. Ihm zur Seite stehen Helmut Wießner (stellv. Vorsitzender), Gaby Rüppel (Schriftführerin), Axel Wältz (Schatzmeister) sowie sechs Beisitzer: Michael Weber, Brigitte Kohout, Simone Brick, Bernd Hartmannsgruber, Marlise Teicke und Patrick Schönig.
Ziele: Wachstum, Spenden, Sichtbarkeit
Verabschiedet wurden Elisabeth zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Walter Scheurich, Franz Rhein und Gunter Maier. Fürstin Elisabeth wurde besonders gewürdigt – sie habe den Verein nicht aufgelöst, sondern „schlafen gelegt“, in der Hoffnung auf eine Perspektive.
Der neue Vorsitzende Klaus Thoma sagte: „Die Patienten sollen sich darauf verlassen können, dass sie im Notfall schnell und gut versorgt werden können.“ Der Verein wolle noch stärker in die Öffentlichkeit wirken, Spenden aus Industrie und Bürgerschaft sammeln und mit den Nachbargemeinden zusammenarbeiten.
Er kündigte außerdem gute Nachrichten zur bislang juristisch blockierten Hilfe aus Bayern an: „Ich sehe Licht am Ende des Tunnels.“
Axel Wältz sagte, man wolle den Verein zum größten der Region machen. Eine Internetpräsenz sei in Planung, die Arbeit werde professionalisiert – auch mit Hilfe von Kapazitäten des Sportvereinszentrums TopVital.
Quelle: Zeitung – Wertheim – SAMSTAG/SONNTAG, 22./23. FEBRUAR 2025 17