Am Dienstag öffnet das neue Bürgerspital in Wertheim-Reinhardshof offiziell seine Türen – inklusive einer zentralen Notaufnahme. Mit dem Neustart des Krankenhauses rückt das Projekt zunehmend auch in den Fokus überregionaler Medien. So widmete sich am Wochenende vor der Eröffnung sogar die Frankfurter Allgemeine Zeitung dem Thema und führte ein ausführliches Gespräch mit dem Klinikbetreiber Alexander Gläser und dem Ärztlichen Direktor Gerhard Schüder.
Im Zentrum des Interviews stand insbesondere die Rolle der Adipositaschirurgie. Angesichts steigender Fallzahlen und einer gleichzeitig rückläufigen Anzahl an Anbietern – unter anderem durch die Krankenhausreform mit Fokus auf Spezialisierung – gewinnt dieses medizinische Feld an Bedeutung. Für Alexander Gläser und sein Unternehmen „Weight Doctors“, das im Bürgerspital eine sogenannte „Nationalklinik“ für Adipositaspatienten betreibt, liegt darin eine große Chance. Perspektivisch rechnet man in Wertheim mit rund 1.000 Eingriffen pro Jahr, inklusive Hautstraffungen.
Erstmals werden in diesem Bereich nicht nur Privat-, sondern auch Kassenpatienten behandelt – ein wichtiger Schritt zur besseren Versorgung und wirtschaftlichen Stabilität. Gläser betont im FAZ-Gespräch, dass die Einnahmen aus der spezialisierten Adipositasbehandlung künftig dazu beitragen sollen, Verluste in anderen Bereichen – insbesondere aus der Notaufnahme – mit aufzufangen. Insgesamt seien rund drei Millionen Euro in die Modernisierung des Hauses und den Aufbau des Zentrums investiert worden.
Für die Bürgerinnen und Bürger aus Wertheim und Umgebung dürfte jedoch vor allem die Notaufnahme von zentralem Interesse sein. Diese wird zunächst werktags von 8 bis 18 Uhr geöffnet sein. Eine Ausweitung des Betriebs ist angedacht, hängt jedoch maßgeblich von der finanziellen Unterstützung durch die Stadt Wertheim, den Landkreis Main-Tauber sowie die umliegenden Gemeinden ab. Geplant ist ein jährlicher Defizitausgleich von bis zu 2,75 Millionen Euro. Ob und in welchem Umfang sich öffentliche Stellen tatsächlich beteiligen werden, wird voraussichtlich frühestens im März entschieden.
„Die begrenzte Öffnung der Zentralen Notaufnahme ist unser ausgestreckter Arm an die Menschen in Wertheim – ein Mindestmaß an Hilfeleistung, solange die Politik noch keine Entscheidungen getroffen hat“, erklärt Alexander Gläser gegenüber unserer Redaktion. Dass die Notaufnahme aktuell nur eingeschränkt arbeiten kann, sei vermeidbar gewesen, so Gläser weiter. „Wenn öffentlich schneller entschieden worden wäre, wäre vieles heute schon weiter.“
Um den weiteren Aufbau des Krankenhauses zu sichern, setzt das gemeinnützig organisierte Bürgerspital nun auch auf private Unterstützung. Als gGmbH darf das Haus Spenden direkt annehmen und steuerlich begünstigte Spendenquittungen ausstellen. „Wir werden bis Mitte Januar ein Spendenkonto einrichten“, kündigt Gläser an. Damit soll das schrittweise Hochfahren des Krankenhausbetriebs stabilisiert werden.
Quelle: DIENSTAG, 7. JANUAR 2025 WERTHEIM & UMGEBUNG 19 – Zeitung