Netzwerktreffen: Krankenhaus-Partner stellen Konzepte für Bürgerspital und neurologische Reha vor
Von unserem Redakteur
MATTHIAS SCHÄTTE
WERTHEIM-REINHARDSHOF. Auf dem Weg zur Wiederbelebung einer Notfallversorgung ab dem kommenden Quartal passiert im Hintergrund gerade eine Menge: Am Mittwochabend haben sich die künftigen Klinikpartner mit der niedergelassenen Ärzteschaft und dem Gemeinderat ausgetauscht. Diese Netzwerktreffen sollen künftig eine Dauereinrichtung werden.
Der Austausch zum Gesundheitsstandort Wertheim habe sich bewährt, wie es in einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung heißt. Das 2022 von der Stadt ins Leben gerufene Netzwerktreffen fand am Mittwoch in der Cafeteria der ehemaligen Rotkreuzklinik statt, die seit 12. September in städtischer Hand ist. Die Absicht: Niedergelassene Ärzte mit den künftigen Nutzern des Krankenhausareals zusammenzubringen. Mit Erfolg, denn der Austausch soll als Grundlage für eine gute Kooperation verstetigt werden, verabredeten die Beteiligten zum Schluss.
Großes Interesse
»Das Krankenhaus kann nur funktionstüchtig sein, wenn es von einer engen Verknüpfung mit der Ärzteschaft getragen wird«, wird Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez zitiert. Das Interesse unter den niedergelassenen Haus- und Fachärzten aus Wertheim und Kreuzwertheim sei groß gewesen, auch Vertreter der Gemeinderatsfraktionen waren dabei.
Auch das Konzept des Bürgerspitals Wertheim wurde vorgestellt, vom geschäftsführenden Gesellschafter Alexander Gläser sowie Dr. Dennis Lehmkuhl als medizinischem Direktor der Westfalenklinik GmbH. Über die Einrichtung der neurologischen Rehaklinik informierten der Geschäftsführer der Mediclin Campus Wertheim GmbH André Schabacker und der Projektverantwortliche für den Standort Wertheim, Philipp Richter. »Wir sind mittlerweile auf seinem sehr, sehr guten Weg«, wird Herrera Torrez über die Fortschritte bei der Reaktivierung des Krankenhausareals zitiert. Die Stadt hat das Areal erworben, die Mietvertragsverhandlungen »sind in den finalen Zügen.«
Auch die Beauftragung des Bürgerspitals Wertheim mit der Notfallversorgung und die Verpflichtung der Stadt zum Defizitausgleich würden vertraglich geregelt. Alle Partner seien zuversichtlich, zu einem guten Ergebnis zu kommen. Und der Bescheid über die Genehmigung des Krankenhausbetriebs durch das Land werde in Kürze erwartet, so Herrera Torrez. Am Freitag meldete die Stadt schließlich den Eingang (siehe weiteren Text).
Alexander Gläser bedankte sich bei der Ärzteschaft, dass sie die Bedarfsnotwendigkeit des Krankenhausstandorts Wertheim immer wieder öffentlich thematisiert »und bis nach Stuttgart getragen« habe. Die habe den Weg bereitet für die Genehmigung durch das Land. Ausführlich erläuterte Gläser die Kombination von Grund- und Regelversorgung, Notfallversorgung und Zentrum für bariatrische Chirurgie, die unter der Bezeichnung »Bürgerspital Wertheim« mit etwa 100 Betten geschaffen wird. Er ging laut Mitteilung der Stadt dabei auf Aspekte ein, die für die Ärzteschaft besonders wichtig sind, zum Beispiel die Verzahnung mit der Notfallpraxis, das künftige Patientenmanagement, den interdisziplinären Austausch oder auch die inzwischen gesicherte Möglichkeit zur Ausbildung von Assistenzärzten. Gläser: »Zusammenarbeit ist der entscheidende Faktor für das Gelingen.« Er appellierte an die Ärzte, auf die Leistungsfähigkeit des neuen Hauses zu vertrauen und mit ihrer Einweisungspraxis zur Auslastung beizutragen.
Schüder wieder dabei
Das Bürgerspital startet voraussichtlich am 1. Dezember. Künftige Mitarbeiter hospitierten bereits in bestehenden Einrichtungen der Westfalenklinik-Gruppe. Der Geschäftsführer war zuversichtlich, das nötige Personal zum Betriebsstart sichern zu können. Zum Ärzteteam soll auch ein alter Bekannter gehören: Dr. Gerhard Schüder war von 1998 bis 2016 an der Rotkreuzklinik tätig, davon 13 Jahre als Ärztlicher Direktor. Nach Informationen unserer Redaktion wird er diesen Posten auch künftig wieder bekleiden.
Auch Mediclin wolle bald mit Schulungen und Hospitationen beginnen. André Schabacker erläuterte das Konzept der stationären neurologischen Rehabilitation mit 88 Betten. »Wir schließen damit eine Versorgungslücke in der Region.« Die nächste vergleichbare Einrichtung sei 80 Kilometer entfernt. »Wir schaffen eine wohnortnahe, moderne, regionale Reha-Einrichtung.« Den Betrieb soll am 1. Januar starten, bis dahin laufen noch Umbauten. Mediclin wird auch die Küche und die Cafeteria betreiben. Die Kapazität sei groß genug, um auch externe Einrichtungen, die ihr Essen früher vom Krankenhaus bezogen haben, wieder zu versorgen, heißt es. Die öffentliche Cafeteria werde allen Gästen offen stehen und versteht sich als Teil der Wertheimer Gastro-Szene.
Die Kombination von Akutversorgung mit Reha-Klinik, ergänzt um das bestehende Dialysezentrum schaffe die Grundlage für vielseitige Wechselwirkungen zum Wohle der Patienten. »Das für Wertheim entwickelte medizinische Konzept hat Leuchtturmcharakter«, so Alexander Gläser. Den Wunsch der Ärzteschaft nach engem Austausch werde man gerne aufgreifen, sicherten die Vertreter des Bürgerspitals und von Mediclin zu. Gute Kommunikation sei Voraussetzung für eine gute Kooperation.
»Für uns ist das extrem vielversprechend«, sagt Dr. Christina Gläser als Sprecherin der Wertheimer Hausärzte gegenüber unserer Redaktion. »Das vorgestellte Gesamtkonzept klingt toll.«