Medizin: Stadt Wertheim kauft das Krankenhausgebäude – Wiederinbetriebnahme im vierten Quartal geplant
WERTHEIM. Sperrt das Krankenhaus in Wertheim (Main-Tauber-Kreis) bald wieder seine Türen auf? Geht es nach dem Willen von Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez und der Mehrheit der Stadträte, dann ja. Mit dem Kauf des Gebäudes aus der Insolvenzmasse der Rotkreuzklinik soll der Grundstein für ein neues Wertheimer Krankenhaus gelegt werden – inklusive Notaufnahme. Läuft alles glatt, könnte das Hospital ab dem vierten Quartal starten.
Damit würde eine Lücke in der Notfallversorgung der Region wieder geschlossen, die durch die Schließung der Rotkreuzklinik im Juni entstanden ist. Das durch die Schwesternschaft München vom Bayerischen Roten Kreuz betriebene 170-Betten-Akutkrankenhaus war im September 2023 in finanzielle Turbulenzen geraten. Eine Sanierung in Eigenverwaltung war im Juni gescheitert, nachdem es zwischenzeitlich Hoffnung auf einen Weiterbetrieb durch die Stadt oder die Umwandlung in eine Fachklinik mit angegliederter Notfallversorgung gegeben hatte.
Der Gemeinderat hatte eigens seine Sommerpause unterbrochen und am Montag nach einer Besichtigung der Räumlichkeiten hinter verschlossenen Türen stundenlang kontrovers diskutiert. Für den Kauf des Gebäudes gab es dann aber eine breite Mehrheit. Überwiegend Zustimmung fand auch das angedachte Konzept mit drei wesentlichen Säulen, wobei die Stadtentwicklungsgesellschaft als Vermieter auftreten soll: Dabei soll die Westfalenklinik-Gruppe in einer gemeinnützigen GmbH ein „Bürgerspital“ betreiben, das in Kooperation mit niedergelassenen Ärzten eine Grund- und Regelversorgung mit bis zu 70 Betten für Innere Medizin und Chirurgie beinhalten könnte. Dazu eine Notaufnahme in der sogenannten Basisnotfallversorgung der Stufe 1. Außerdem will die Westfalenklinik-Gruppe ein stationäres Zentrum unter anderem für Adipositas-Patienten mit etwa 25 Betten einrichten.
Neurologische Reha geplant
Weitere Mieter im Gebäude wären eine von der Mediclin AG betriebene neurologische Frührehabilitation mit knapp 90 Betten, die künftig auch Küche und Cafeteria betreiben könnte, sowie das bereits bestehende Nieren- und Dialysezentrum Wertheim. Über die so generierten Mieteinnahmen will die Stadt den Gebäudekauf refinanzieren. Der Betrieb der Notfallversorgung ist allerdings laut künftigem Betreiber nur mit einem jährlichen Zuschuss von 2,75 Millionen Euro machbar.
„Das ist für die Stadt Wertheim eine riesige Aufgabe, die wir nicht allein schultern können“, sagt Oberbürgermeister Herrera Torrez. „Deshalb brauchen wir Unterstützer, sind auf den Landkreis ganz zwingend angewiesen und werden auch unsere Nachbarkommunen auf Unterstützung ansprechen.“ Auch Steuererhöhungen wollte das Stadtoberhaupt nicht ausschließen.
Unterschrieben sind bisher weder Kauf- noch Mietverträge, doch von relevanten Stellen wurde Zustimmung und Unterstützung des Vorhabens signalisiert. Die nötigen Unterschriften sollen zeitnah geleistet werden. Geht alles glatt, könnte das Haus ab dem vierten Quartal sukzessive wieder in Betrieb gehen.
Ein Knackpunkt bleibt noch die Gewinnung von Personal: Im Hintergrund wurde in den vergangenen Wochen schon intensiv darum geworben, ehemalige Mitarbeiter der Rotkreuzklinik für das Bürgerspital zu gewinnen. Nach Informationen unserer Redaktion wären Dutzende Mitarbeiter dem nicht abgeneigt.
Quelle: Wertheimer Zeitung – JAHRGANG 2024 / NR. 188 FREITAG, 16. AUGUST 2024